Urspünglich Haldenrayn, dieser Name dürfte sich vom althochdeutschen Wort “hald” (geneigt, Abhang) herleiten, die Änderung auf Halbenrain ist ungeklärt. Das Gebiet ist schon seit mehr als 2000 Jahren besiedelt. Funde (bspw. Brandgräber in Dornau und mehreren Orten des Bezirkes) künden davon. Das Museum Ratschendorf - klein aber fein - gibt darüber ein gutes Bild. Nach Prof.Dr. Saria waren Illyrer (Noriker), Taurisker, auch germ. Völkergruppen hier ansässig. Mit den Römern blühte das Land neuerlich auf. (Weinbau seit dem 2.Jahrhundert n.Chr.) Am 26.4.1244 verlieh Friedrich II (der Streitbare) seinem Landschrieber Witigo und dessen Bruder Rüdiger das castrum Haldenrayn als Lehen. Nach deren Tod fiel Haldenrayn an den Burggrafen von Radkersburg Alhoch. Das Grenzgebiet hier wurde immer wieder heimgesucht von Einfällen aus dem Osten: UNGARN: 1480: ein ungarisches Heer (zur Regz. v. König Matthias) hielt Radkersburg und Halbenrain besetzt. Erst nach dem Tod des Königs Matthias v. Ungarn konnte Maximilian (1463-1519), der Sohn d. Kaisers Friedrich, das verlorene Gebiet zurückgewinnen. KURUZZEN: 1705-1711 1706: Klöch und Halbenrain wurden total niedergebrannt, viele Gefangene mußten mit hohen Geldbeträgen ausgelöst werden - Sachschäden in “Millionenhöhe”. Weitere Heimsuchungen stellten die Pest und die Heuschreckenplage dar. PESTJAHRE: 1349, 1560, 1576, 1644, 1680, 1714, 1739 HEUSCHRECKEN: 1713 (5x!) 1782 (über Klöch nach Halbenrain und Radkersburg) Durch all diese Ereignisse: Verwüstungen, Plünderungen, Morden, Viehraub, Massensterben, Ernteinbußen, Brandschatzungen, verarmten die Menschen immer wieder und hatten sehr hart zu kämpfen. Auch nach dem 1.Weltkrieg war das Gebiet besetzt. Am Ende des 2.Weltkrieges fegte die Kriegsfurie sengend, brennend und mordend über unsere Pfarre und die Umbegung hinweg. In den oben beschriebenen Ereignissen liegen die Gründe dafür, das das castrum Haldenrayn (1408 vest Haldenrayn, 1449 gesloss Haldenrayn, 1470 hauses Haldenrayn) oftmals die Besitzer wechselte. Nach dem Geschlecht Althoch erhielten das landesfürstliche Lehen die Emmersberger, die Stubenberger, die Rattmannsdorfer, die Gräfin Althann, deren Bruder Grundakher Graf Althann - dieser verkaufte das Schloß am 1.4.1724 an Georg Christoph Graf Stürgkh. Dieses Geschlecht hatte das Schloß bis zum Jahre 1979, also durch 255 Jahre, in ihrem Besitz. Seither gehört es dem Land Steiermark. Die Familie Stürgkh war für Halbenrain für viele Jahre von Bedeutung. Beinahe 250 Jahre hatte sie auch das Patronat über die Pfarre inne. Die Familie Stürgkh: Georg Christoph v. St. (1666-1739) wurde unter Karl VI in den Reichsgrafenstand erhoben und war als Ministerial- Finanz- Conferenc-Rath und Hofkanzler politisch tätig. Ihm folgten: Franz Anton v.St., 1734-1791 Karl Josef v.St., 1764-1825 Karl Leopold v.St., 1795-1888 Karl Kajetan v.St., 1832-1888 Karl Maria Josef v.St., 1859-1916; er war geheimer Rat, Minister für Kultus und Unterrricht, Ministerpräsident von 1911 bis zu seiner Ermordung durch Friedrich Adler am 21.10.1916. Heinrich Anton Maria v.St., 1861-1938 Barthold v. St., 1898-1965; auch er hatte politische Funktionen inne (Landesstadthalter und Landesbaureferent der Steiermark von 1934-1938, Abgeordneter zum Nationalrat v. 1950-1965, Präsident des Europarates und Präsident der Interparlamentarischen Union) Nach seinem Tod ging das Schloß Halbenrain an den Sohn Max Friedrich v.St. und an die Tochter Ladislaya (vereh. Baronin Seyffertitz). Kurz nach dem Tod des Grafen Max F. v.St. (1979) wurde der Besitz zum allergrößten Teil verkauft. Das Schloß ist heute eine Landwirtschaftliche Fachschule für Mädchen (St.Martin) mit Internat. Schloß Halbenrain ins bau- und kustgeschichtlich ein Juwel unserer Südsteiermark. Der heutige Bau entstammt größtenteils dem 16. - 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurden die Festungswerke niedergelegt, der doppelte Grabenring in Parkanlagen umgestaltet und die wunderbare Freitreppe errichtet. Die formale Durchbildung (Bogengänge, Hoftreppe) gehören dieser Bauperiode an. Die jüngste Renovierung (1985), vor Inbetriebnahme der Schule, ließ alte bau- und kunstgeschichtlich interessante Formen bestehen.
Am Fuße der Schloßtrasse befindet sich der Rothof (ehemalige Pferdestallungen und Remise für die Kutschen), der den Turnsaal für die Schülerinnen des Schloßes beherbergt und zugleich für diverse Verantstaltungen dient. Eine interessante, sehenswerte Besonderheit ist der im Süden des Schlosses, neben dem alten Getreidespeicher, angelegte Kräutergarten.
DIE PFARRE HALBENRAIN
Alte Stiche, auch die Murstromkarte (Steiermk. Landesarchiv) geben darüber Auskunft, daß die Mur früher nahe am Rande der Südtrasse von Halbenrain verlief, daß die Ebene bis Radkersburg einen hohen, unregelmäßigen Wasserstand aufwies (Radkersburg wurde nachweislich auf einer Murinsel erbaut). Alte Stiche künden von der Murflößerei, die oft gefährlich war wegen der Untiefen in der ausgebreiteten Wasserfläche um Halbenrain. Das erklärt den Hl.Nikolaus als Schutzpatron unserer Pfarrkirche. Die Pfarrkirche St.Nikolaus zu Halbenrain Vom ursprünglichen Bau der Kirche, bzw. über die 1. Installierung gibt es keine genauen Daten. Verschiedene Daten, wie eine Pfarrerliste aus dem Jahre 1470, die Nennung von Pfarrer Lenhard Gerold zu Halbenrain um 1528, oder die Nennung der Pfarre Halbenrain unter Pfarrer Georg Thenner vom 23.7.1603 weisen auf das Bestehen der Pfarre hin. Bei Peter Krenn “die Oststeiermark” - Verlag St.Peter, Salzburg - wird Halbenrain 1418 als Pfarre genannt.
Die Geschichte der Kirche Halbenrain ist zu einem sicheren Teil im Zusammenhang mit der Burg, bzw. mit dem Schloß Halbenrain zu betrachten. Nach der Vertreibung der Protestanten (31.12.1599) wurde die Pfarre Halbenrain als Filiale der Pfarre Klöch zugeteilt und erst wieder im Jahre 1796 zur selbstständigen Pfarre erhoben. Der Vischer-Stich von 1681 gibt ein deutliches Bild von der Wehranlage und der damaligen Kirche. Sie ist ein einfacher Langbau mit halbrunder Altarnische im Osten und einem Westtürmchen. Die einfache Dorfkirche (die romanische Landkirche) stellt sich durch Jahrhunderte so dar. Nach einem Kuruzzeneinfall 1706 wurde viel niedergebrannt, daher der Neubau des Schlosses. In diese Zeit fällt auch der Bau der heutigen Kirche. P.Krenn (s.o.) schreibt: “Die heutige Kirche ist ein Barockbau (1717 konsekriert). Es ist ein hohes dreijochiges Langhaus, das eine Doppelpilastergliederung und Kreuzgratgewölbe zwischen Doppelgurten aufweist. Der eingezogene zweijochige Chor schließt gerade und hat seitliche Anbauten einer Sakristei - aus dem Jahre 1847 - einer Tauf- bzw. Beichtkapelle und 2 Oratorien. Nördlich des Chores ist ein quadratischer, viergeschoßiger Barockturm mit einem spät erneuerten Spitz- und Zwiebelturm.” Am Chorschluß befindet sich eine Loretokapelle, die 1736 von C.Graf Stürgh mit einer Grablage für die Familie Stürgh (heute geschlossen) errichtet wurde. In einem schriftlichen Versprechen an den Reichsfürsten sichert der Graf zu “Kapital für die Loretokapelle anzulegen auf ewige Zeiten”. 1968 wurde die Kapelle neu gestaltet, die Glasbilder der Fenster und Türen nach Entwürfen des akademischen Malers Prof.Fellner erstellt. Die Westfassade der Kirche mit dreieckigem Giebel enthält in den Wandnischen Spätrenaissacefiguren (Ende 16.Jh.) mit den Heiligen Lukas (m.d.Stier) und Markus (m.d. Löwen). 1958 wurde ein Sgraffito von Toni Hafner (Lankowitz) an der Westwand erstellt. Es stellt den Pfarrpatron St.Nikolaus dar, der die Menschen von körperlichen Leiden (dafür steht der Mann mit Gipsverband), von seelischen Leiden (dafür steht die weinende Frau) heilen soll. Nikolaus, der Jugendfreund, möge die Kinder und die Jugendlichen (dargestellt durch einen jungen Mann) bewahren, die ganze Gemeinde außerdem von den modernen Sklavenfesseln der verschiedenen “ismen”, wie Materialismus, Nationalismus, etc.. befreien.
Die Ausstattung der Kirche ist spätbarock und stammt aus dem 3.Viertel des 18. Jhs. Der Hochaltar hat einen hohen Säulenaufbau und ein Altarblatt mit dem Hl.Nikolaus. Im Chorraum ist ein Bild der Hl.Anna aus dem Jahre 1850 von Parkerth. Am Chorgewölbe sind neubarocke Fresken: mit der Hl.Dreifaltigkeit, einer Puttenglorie um ein Marienmonogramm, Ovalfelder mit den 4 Evangelisten (Ende 19.Jh.) Die Kanzel mit dem Hl.Michael auf dem Schalldach stammt aus dem Jahre 1770. Die Kreuzwegbilder vom Maler C.Amon stammen aus dem Jahre 1837. Ein davon verlorengegangenes Bild wurde vom akademischen Maler F.Weiß 1962 gemalt. Das dreiachsige Orgelchor steht auf Steinsäulen. Darunter befinden sich 2 Marmorputten (nach Krenn möglicherweise von einem Epitaph?)