Die Auferstehung hautnah erleben
Am 2. März 2021 haben die Kindergartenkinder der dislozierten Gruppe im Morgenkreis eine seltsame Maschine gehabt, eine Eierschachtel mit verschiedenfarbigen und verschiedengroßen Eiern, einen Wasserkrug und ein Verlängerungskabel. Die Kinder fragten zurecht, was damit passieren sollte. In einem Gesprächskreis wurde das Projekt „Küken“ in unseren Morgenkreis eingegliedert.
Die Kinder haben erfahren, dass die Maschine ein Brutapparat ist, mit dem man Eier ausbrüten kann. Sie haben gelernt, welche Voraussetzungen man schaffen muss, damit aus den Eiern was schlüpfen kann und sie durften den Automaten in Betrieb nehmen.
Wir haben vieles besprochen und die Kinder durften alle 2 Tage die Eier mit einer Lampe durchleuchten.
Am ersten Tag war das Ei beim Durchleuchten komplett hell und den Kindern gefiel der leicht orange Schimmer sehr gut.
Am Freitag, den 4. Bruttag kam die große Freude. In unserem weißen Ei zeichnete sich eine kleine „Spinne“ ab! Diese „Spinne“ waren die ersten Blutadern des Kükens die anfingen zu wachsen.
Am darauffolgenden Montag konnten die Kinder es kaum erwarten die Eier wieder zu durchleuchten. Mit großer Sorgfalt und riesigem Interesse stellten sie sich an um sich das Ei genau anzusehen… Und siehe da! Wisst ihr was man gesehen hat? Einen schwarzen Punkt! Und was ist dieser schwarze Punkt? Ja genau! Der schwarze Punkt ist das Auge des Kükens das nun gewachsen ist.
Die Neugierde der Kinder nahm über die gesamte Dauer des Projektes nie ab, sie freuten sich von Tag zu Tag darauf zu sehen, was im Ei passiert. Ab dem 14. Bruttag konnte man sogar sehen, wie sich das Küken im weißen Ei bewegt. Die Kinder sagten liebevoll immer „Das Küken spielt im Ei Fußball! Habt ihr es auch gesehen?“
Am Freitag den 19. März 2021 war es dann endlich soweit. Wir haben den Käfig vorbereitet damit die Küken schlüpfen können! Die Kinder haben sich große Mühe gegeben den Küken ein sauberes, schönes zuhause zu bereiten.
Am Montag den 22. März in der Früh: Oh Schreck! Oh Freude! Es geht los! Ein Knacks im weißen Ei! Die Kinder sahen so ziemlich jede Minute nach, ob und wie sich das Küken ein größeres Loch macht, doch leider…
es passierte… NICHTS! Einfach gar NICHTS! Bianca und Jessica bekamen es mit dem Schrecken zu tun, scheiterte das Projekt etwa? Damit wir auch am Nachmittag immer wieder sehen konnten was im Automaten passiert wurde ein Livestream eingerichtet… Doch auch wenn gefühlt alle paar Minuten jemand online war, es passierte NICHTS! Am Abend um ca. 20:30 Uhr dann: Ein Küken! Munter und sehr laut, ja wirklich! Es hat das Licht der Welt erblickt… Es bekam den Namen „Piepsi“ Die Freude der Kinder am Dienstag ist kaum in Worte zu fassen… Doch es sollte noch besser kommen! Aus dem Schokoei das wir im Automaten hatten (sehr dunkle, braune Farbe) schlüpfte vor unseren Augen das Küken „Schoko“ und kurz danach das Küken „Bella“ Am Mittwochmorgen, die große Überraschung, noch ein Küken erblickte das Licht der Welt! Es bekam den Namen „Henriette“.
Am Donnerstag als die Kinder kamen, merkten sie, dass kein Geräusch mehr aus dem Brutautomaten kam. Etwas traurig blickten sie in den Brutautomaten und sahen, dass ein Ei angepeckt war, jedoch sehr blutig rot war innen. Leider mussten wir feststellen, dass dieses Küken im Ei beim Schlüpfen gestorben ist. Die Kinder waren traurig. Obwohl sie wussten, dass es passieren kann war es plötzlich Realität geworden. Als wir die Kinder gefragt haben, was wir mit den Eiern nun machen sollen die noch im Brutautomaten waren aber nicht mehr lebten war die Antwort schnell gefunden. Ein Begräbnis musste organisiert werden!
Aus einer Eierschachtel, Küchenrolle, Papier und Klebeband wurde kurzerhand ein Sarg gebastelt, die Eier wurden vorsichtig darin eingebettet und der Sarg verschlossen. Da auf jedem Sarg ein Name steht schrieben wir „gestorbene Küken“ rauf. Und auch ein Spruch durfte natürlich nicht fehlen „Wir wünschen euch das ihr in den Himmel kommt!“ Danach malte jedes Kind noch ein Kreuz auf den Sarg. Als wir dann in den Garten gingen, hatten wir vier Totengräber die das Loch schaufelten. Zwei Kinder ließen den Sarg in das Loch und vier Kinder gruben es wieder zu. Danach sangen wir noch gemeinsam das Vater unser und jeder der wollte legte eine Blume auf das Grab.
Trotz des traurigen Erlebnisses waren die Kinder jedoch überglücklich, dass wir vier gesunde Küken im Kindergarten haben denen der liebe Gott das Leben geschenkt hat.
Uns hat das Projekt wieder einmal eines gezeigt: Das wichtigste für die Kinder ist nicht weit weg, sondern ganz nah bei uns! Den Zusammenhalt den die Kinder in dieser Zeit erlebt haben, der Glaube den wir in dieser Zeit erleben durften, die Verbundenheit zur Natur und die Verantwortung die die Kinder erleben durften haben uns alle ein Stückchen näher zusammengebracht. Wir sind sehr stolz auf unsere Kinder, dass sie diesen Weg gemeinsam mit uns, mit dieser riesengroßen Begeisterung gegangen sind!
Jessica Walcher